In: Garcon – Gastronomie. Hotellerie und Lebensart, Heft 2/2011, S. 102


In: Garcon – Gastronomie. Hotellerie und Lebensart, Heft 2/2011, S. 102

BIER-KÖNIG

Beim Thema Bier macht Getränkemarkt Grabsch so schnell keiner was vor. Ein wahres Hopfen-und-Malz-Mekka mit über hundert Sorten vor allem aus kleinen süddeutschen Privatbrauereien erstreckt sich in den Regalen seiner beiden Läden in Lichterfelde und Prenzlauer Berg und lockt die Bierliebhaber mit originellen Markennamen und sammlerwürdig gestalteten Etiketten. "Annafest", "Commerzienrat Riegele", "Goldstück" und .Dcppelhirsch" heißen einige der hierzulande unbekannten Gerstensaft-Spezialitäten.

"Probieren geht über Studieren" lautet deshalb die Devise des Chefs, der sich genau nach diesem Motto während seiner Studienzeit in Bayern am liebsten in den dortigen Brauereien herumtrieb.

Das machte den heute 55-Jährigen zum Experten für Ober- und Untergäriges und brachte ihn schließlich auf die Idee, seine Begeisterung für die deutsche Braukunst auch geschäftlich zu nutzen.

Seit 20 Jahren nun macht er seine bierischen Spezialitäten dem Berliner Publikum schmackhaft. Damit erfüllt der gebürtige Perser auch eine Mission zur Erhaltung der deutschen Braukultur. Indem er darauf verzichtet, seelenlose Großkonzernbiere anzubieten, die es in Berlin ohnehin an jeder Ecke gibt und dafür kleine feine Marken offeriert, trägt er ein Stück weit zu deren Existenzsicherung bei.

Grabsch in Verlin, Zeitungsartikel
15. August 2024
Der einheimische Gerstensaft hat seine Liebhaber in der fernen Hauptstadt, wie ein Besuch in Berlin beweist – im Paradies (Nordbayerischen Nachrichten, HFO 6.2.23 - VON UWE WUTTKE)
Zeitungsbeitrag, Frankfurter Rundschau
31. Juli 2024
Mir san hier! Edmund Stoiber will München verlassen. Keine schlechte Entscheidung, denn Berlin ist längst das bessere Bayern. Ein Streifzug durch die weiß-blaue Hauptstadt. ... OBER 200 BIERSORTEN:  Getränkemarkt Grabsch  Für die umfangreichste bayerische Bierauswahl muss man in den Süden Berlins fahren. Nach Lichterfelde nämlich. Zum  Getränkemarkt Grabsch  . Vor dem Laden steht ein Schild in altdeutscher Schrift: „Hopfen und Malz - Gott erhalt's“. Vom Balkon baumelt ein Plakat: „Hier gibt's folgende Oktoberfestbiere: Augustiner, Spaten, Hacker, Hofbräu. Paulaner, Löwenbräu.“ Neben jedem Bier ist ein Kästchen und in jedem Kästchen ein roter Haken. „Wenn ein Bier aus ist, kommt der jeweilige Haken weg. Dann können die Kunden gleich sehen, was noch da ist und was nicht“, sagt Herr Zarebidoki. Wenn das Oktoberfest vorbei ist, geht Herr Zarebidoki auf den Balkon und wendet das Plakat, denn auf der Rückseite steht: „Hier gibt es folgende Weihnachtsbiere.“ „Praktisch, nicht wahr?“, sagt Herr Zarebidoki. Das Plakat zeigt uns: Herr Zarebidoki ist ein findiger Geschäftsmann und sein Akzent verrät uns: Er ist nicht aus Bayern: „Wirrr verkauuuufen swansig Mal mehr Augustiner-Bier als andere Biere“, so klingt das lautmalerisch, denn Herr Zarebidoki kommt aus Iran. Er studierte an der Freien Universität Politische Wissenschaften, verlegte persische Bücher, arbeitet hier und da, musste aber einsehen: Es gibt sehr viele Politologen und als ausländischer Politologe hat man sowieso keine Chance. „Deshalb habe ich die Bücher stehen lassen und mir gedacht: Ich versuche es mal als ... Bierboy“. So stieg er 1984 ins Geschäft seiner Schwiegereltern ein. Die hatten sich schon früh auf bayerisches Bier spezialisiert. Ob die Schwiegereltern aus Bayern waren? Da lacht Herr Zarebidoki verhalten: „Iwo. Waren natürlich 100 Prozent Berliner." Heute liegt auf seinem Tisch die "Süddeutsche Zeitung" ("lese ich jeden Tag"), im Schrank stehen 52 Sorten Weißbier ("König der Biere") und noch 200 andere Biere, die meisten davon aus Bayern ("bestes Land der Welt"). An der Kasse gibt es Bärwurz, Marille, Enzian und Leberknödelsuppe. und das Mineralwasser kommt, wenn schon nicht aus Bayern, so doch aus Franken. Es dauerte etwas, bis Herr Zarebidoki sich biermäßig an Bayern herangetrunken hatte, aber irgendwann hat ihn die Leidenschaft gepackt und heute steht er im Laden, die Hosenträger über dem kleinen Bäuchlein und philosophiert über Bier, als entstamme er aus einem Brauereigeschlecht. Spricht von untergärigem und obergärigem Bier. Lobt die kleinen Genossenschaftsbrauerein. Zeigt auf Unertl, Andechser, Tegernseer, Wieninger und Reutberger. „Das ist des Mama-Bier. Das steht bei der Mama vom Bullen von Tölz immer auf´m Tisch.“ Und natürlich steht es auch bei Herrn Zarebidoki im Schrank.